Zeugnis geben Das Sommerpfarrblatt steht unter dem Thema „Zeugnis geben“. Vor seiner Himmelfahrt hat Jesus zu den Aposteln gesagt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde“ (vgl. Apg 1,8). Diese Worte des Herrn haben sich erfüllt. Die Weitergabe des Glaubens hat sich seit damals immer über das lebendige Zeugnis und Beispiel vollzogen, das die Christen gegeben haben. Dabei geht es gar nicht um ganz außergewöhnliche Dinge, die wir tun müssten, sondern es genügt, dass wir unsere gewöhnlichen christlichen Aufgaben sehr gut zu erfüllen suchen: wie z.B. beten, sonntags zur hl. Messe gehen, Werke der Nächstenliebe üben. Allein durch dieses Zeugnis sind wir oft für andere eine Einladung, ein Licht oder auch ein Gewissensanstoß.
Ereignisse des Glaubens
In den vergangenen Monaten gab es eine Reihe von Ereignissen in unserer Pfarrgemeinde, über die in diesem Pfarrblatt berichtet wird und die Zeugnis gegeben haben von der Kraft des Glaubens. Denken wir an den Glaubenskurs in der Fastenzeit, an die Erstkommunion und Firmung, an den Besuch der jugendlichen Missionare der Lorettogemeinschaft, an die Ministrantenaufnahme usw. Es gibt so viele ehrenamtliche Mitarbeiter in unserer Pfarre, die durch ihren selbstlosen oft verborgenen Einsatz mitarbeiten an der Ausbreitung des Reiches Gottes. Das ist ein Zeugnis für das Gnadenwirken Gottes, das reiche Frucht bringt und für das ich allen herzlich danken möchte.
Christen sind aus anderer Substanz
Der Heilige Geist befähigt uns auch zu ganz außergewöhnlichen Zeugnissen, die andere Menschen zu Christus hinführen können. Im ägyptischen Fernsehen hat vor Kurzem eine christliche Witwe den Mördern ihres Mannes vergeben. Der muslimische Moderator war tief beeindruckt und sagte: „Diese Leute haben so viel Vergebensbereitschaft. Das ist ihr Glaube, ihre Überzeugung. Sie sind aus einer anderen Substanz gemacht.“ Dieser Moslem hat es auf den Punkt gebracht: Durch die Taufe und Firmung, durch die Eucharistie und Beicht sind wir wirklich geboren worden zu einem neuen Leben aus dem Heiligen Geist, wir sind aus einer anderen Substanz gemacht. Und dessen sollten wir uns immer bewusst bleiben.
Gemeinsam zum Ziel unterwegs
Der hl. Paulus beschreibt unser christliches Leben mit einem schönen Gleichnis: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt“ (1. Kor 9,24). Aber da es bei diesem Wettkampf um das ewige Leben geht, und da der Wettlauf im Üben der Gottes- und Nächstenliebe besteht, deshalb gilt für uns auch der Aufruf des Hebräerbriefes: „Darum lasst uns ernsthaft besorgt sein, dass keiner von euch zurückbleibt, solange die Verheißung, in das Land seiner Ruhe zu kommen, noch gilt“ (Hebr 4,1). Der Sieg im Wettlauf der Liebe besteht gerade darin, dass wir alles tun, um auch unsere Mitmenschen zum ewigen Ziel zu bringen. Das ewige Heil unserer Mitmenschen darf uns nicht gleichgültig sein. Eine Begebenheit, die sich in Seattle (USA) zugetragen hat bei einer der Olympiaden, die dort immer wieder für behinderte Menschen veranstaltet werden, veranschaulicht uns ergreifend, worum es hier geht:
1992 standen bei den „Seattle Olympics“ neun junge Athleten an der Startlinie zum 100-Meter-Lauf. Alle waren in irgendeiner Ausprägung geistig oder körperlich behindert. Der Startschuss fiel, und das Rennen begann. Nicht jeder konnte wirklich gut laufen, aber jeder wollte mitmachen. Sie rannten zu dritt nebeneinander. Plötzlich machte ein Junge einen Fehltritt, fiel hin, überschlug sich und begann vor Enttäuschung laut zu weinen. Die anderen acht hörten ihn. Sie verlangsamten ihren Lauf und schauten zurück. Und dann blieben sie stehen und kamen zurück – alle! Ein Mädchen mit Down-Syndrom setzte sich neben den Jungen, umarmte ihn tröstend und fragte: „Geht es dir jetzt wieder besser?“ Dann nahmen sie alle den Jungen in ihre Mitte, legten sich gegenseitig die Arme um die Schultern und gingen langsamen Schrittes nebeneinander und mit leuchtenden Augen über die Ziellinie. Der Beifall der Zuschauer wollte nicht enden. Noch lange Zeit später erzählte man sich davon und mancher hatte dabei Tränen in den Augen.
In diesem Sinne, dass wir gemeinsam unterwegs sind zum Ziel und uns darum sorgen, dass keiner zurückbleibt, wünsche ich Ihnen für die vor uns liegenden Sommerwochen Gottes reichen Segen und die Freude des Heiligen Geistes!
P. Josef Gruber FSO