Kirche zum Hl. Sebastian in Gisingen
Weihe 1866 – Vergrößerung 1922
Auf Anregung von Lehrer Johann Ferdinand Köchle wurde in den Jahren 1864 und 1865 das jetzige Gotteshaus erbaut. Beim Bau der neuen Kirche – ohne ausgeprägten Baustil – wurden die Steine der abgetragenen Pestkapelle, die auf dem Platz des heutigen Dorfbrunnens stand, verwendet. Weihbischof Johann Amberg benedizierte die Gisinger Kirche im Jahre 1866.
Das innere der Kirche besteht aus einem gewölbten Saalraum und seit der Vergrößerung aus niedrigen, flachgedeckten Seitenschiffen, die durch Flachbogenarkaden geöffnet sind. Der Hochaltar, ein Hochbau im neuromanischen Stil, stammt von den Gebrüdern Bertle in Schruns. Das Altarbild, Maria Himmelfahrt darstellend, ist von den Kunstmalern Franz und Paulus. Mit dem Bau der Hämmerlefabrik in Gisingen begann das Dorf sich rasch auszudehnen, und die Bevölkerungszahl stieg an. Das Gotteshaus wurde allmählich zu klein. Eine Änderung musste deshalb bald eintreten. Im Dorf machten sich unter den Bewohnern zwei Strömungen geltend. Die einen wollten einen Kirchenneubau, die anderen nur einen Umbau, bzw. eine Vergrößerung der bestehenden Kirche. Schließlich gewannen letztere die Oberhand.
Auf das Ansuchen des Pfarramtes Gisingen um Bewilligung der Kirchenbau-Erweiterung nach dem Projekt des Architekten Braun erfolgte in einem Schreiben der Apostolischen Administratur Feldkirch vom 1. März 1922 die Bewilligung mit folgendem Wortlaut: „Nachdem sich auf Grund der gepflogenen Erhebungen ergeben hat, daß jede nur mögliche Erweiterung des derzeit ganz unzureichenden Kirchenraumes in Gisingen vom seelsorglichen Standpunkte aus zu den dringendsten Bedürfnissen dieser Pfarrgemeinde gehört und weil bei den gegenwärtigen Verhältnissen und den bestehenden finanziellen Schwierigkeiten an einen völligen Neubau oder einen Umbau nach dem Allgäuer’schen Projekte nicht zu denken ist, erteilt die gefertigte Apostolische Administratur unter Voraussetzung der mit Zuschrift vom 23. Februar des Jahres durch das Kirchenbaukomitee gegebenen Zusicherung über die Möglichkeit der Kostendeckung, kirchlicherseits die Bewilligung zur Vornahme des Erweiterungsbaues nach dem Braun’schen Projekte.“
Anfang März 1922 wurde mit dem Bau begonnen. Das Hauptschiff wurde verlängert, die beiden Seitenschiffe ausgebaut und die Empore vergrößert. Im Dezember des selben Jahres erfolgte die Benediktion und der Einzug in die vergrößerte und renovierte Kirche, die am 24 September 1923 von Bischof Dr. Sigismund Waitz eingeweiht wurde.
Wie opferfreudig die Bevölkerung von Gisingen war, erhellt sich daraus, daß für die im ersten Weltkrieg abgelieferten Glocken im Jahre 1925 ein neues, solides Bronzegeläute mit vier Glocken für die restaurierte Kirche angeschafft werden konnte. Die Glocken wurden am 11. Juli geweiht und anderntags in den Turm aufgezogen.
Als im Frühjahr 1942 der Zweite Weltkrieg den Höhepunkt erreicht hatte, mußten die Glocken abgeliefert werden, von denen zwei gerettet werden konnten. Dank einiger Eisenbahner blieb die Kriegerglocke auf dem Feldkircher Bahnhof zurück. Das Totenglöcklein wurde im Keller eines nahegelegenen Bauernhauses versteckt. Beim Einzug der Franzosen im Mai 1945 wurde diese Glocken wieder der Bestimmung übergeben. Das vollständige Geläute der Firma Graßmayer wurde am 18. Oktober 1953 feierlich geweiht und in den Kirchturm hochgezogen.
Im Jahre 1947 wurde eine gründliche Innenrenovierung de Gotteshauses durchgeführt. Die kahle Decke bekam schone Bilder nach Fugel und Glötzle, ausgezeichnet und kopiert vom Malermeister Andreas Scheidbach. Die leere Seitenwand neben dem Hochaltar ein Orginalbild – Martyrium des Hl. Sebastian – vom Montafoner Künstler Professor Bertle. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden verschiedene Renovierungsarbeiten im Innern der Kirche durchgeführt, die im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 1995 auch außen auf Hochglanz gebracht wurde. Im Jahr 2003 kam es unter Pfarrer P. Georg Gantioler FSO zu kleineren Umgestaltungsarbeiten in der Kirche, deren Höhepunkt die Weihe des neuen Altars und die Segnung des Ambos aus Stein (Steinbearbeitung Fessler aus Hard) im Juni 2004 war. 2005 wurden im linken Seitenschiff zwei Beichtmöglichkeiten geschaffen.
2014-2015 erfolgte ein Generalinnensanierung. Eine neue Pflügerorgel wurde in Auftrag gegeben und der Vorplatz wurde neu gestaltet. Elf Monate war das Gotteshaus für die Pfarrgemeinde nicht mehr benützbar. Umso größer war dann die Freude über die gelungene Renvoierung, die mit dem 150-Jahr-Jubiläum der Pfarrkriche und der Orgelweihe zu Pfingsten 2015 ihren krönenden Abschluss fand.