Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“ gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Gleichnissen Jesu. Drei Personen stehen im Vordergrund: Da ist zuerst der jüngere Sohn. Er meint noch mehr aus seinem Leben herausholen zu können, wenn er ausbricht; er will hinaus in die Welt der Freiheit und des Genusses, ohne jedoch Verantwortung dafür auf sich zu nehmen. Das Gleichnis schildert anschaulich, wie kurzlebig dieses Abenteuer ist und wie kläglich es endet.
Dann der ältere Bruder: Er ist daheim geblieben. Ein Mann der Pflicht, der Tag für Tag seine Arbeit treu verrichtet, in dieser aber keinen tieferen Sinn und keine Erfüllung findet.
Die zentrale Figur im Gleichnis ist der Vater. Warum ist er so nachsichtig mit dem jüngeren Sohn, der hungrig und dreckig heimkehrt, nachdem er sein ganzes Erbteil durchgebracht hat.
Nun – worum geht es in diesem Gleichnis? In diesem Gleichnis geht es vor allem um folgende Botschaft: Wenn ich mich, wie der jüngere Sohn, verirrt habe, wenn in meinem Leben etwas schief gegangen ist, wenn alles bachabwärts geht, kann ich jederzeit „in mich gehen“ und mich daran erinnern: Ich habe einen unendlich guten Vater! Ich kann wieder heimkehren zu ihm, auch wenn ich ihm weggelaufen bin!
Wie wertvoll kann es in bestimmten Situationen des Lebens sein, genau dies zu wissen; und wie tragisch ist es, wenn Menschen dieses Wissen nicht mehr haben. Das heutige Gleichnis erinnert uns daran: ein unendlich liebender Vater wartet unaufhörlich auf mich. Gott, der lauter Güte und Barmherzigkeit ist, wird mir nie die Tür weisen, wenn ich wieder heimkomme zu ihm. Er sehnt sich ja nach mir!
Ich glaube, es gibt niemanden unter uns, den diese Botschaft vom immer Heimkehren-Dürfen zum barmherzigen Vater nicht im Innersten des Herzens berühren würde. Und dennoch gibt es da bei uns noch so oft eine Hemmschwelle; die Hemmschwelle, auch tatsächlich heimzukehren zu ihm.
Dieses Heimkehren vollzieht sich in der Praxis zweifelsohne in verschiedener Weise. Und dennoch ist an aller erster Stelle die Heimkehr zum barmherzigen Vater im Sakrament der Versöhnung gemeint. Wenn es ihm Schrifttext heißt, dass der Sohn zum Vater heimkehrt mit den Worten: „Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt“, dann liegt die Verbindung mit den Worten des Beichtenden unmissverständlich auf der Hand: „Ich bekenne vor Gott und vor der Kirche meine Sünden…“ Manche denken immer noch, Beichten sei total aus der Mode gekommen. Täuschen wir uns jedoch nicht: Gerade Jugendlichen erfahren die Beichte ganz neu als eine überaus große Hilfe in ihrem Leben. Gott hat es so gefügt, dass ich in meinem bisherigen Priesterleben schon mehrere tausend Beichten von Jugendlichen hören durfte. Praktisch immer ziehen die Jugendlichen mit großer Erleichterung und innerer Freude von Dannen. Einige Jugendlichen haben ihre Erfahrung einmal so zum Ausdruck gebracht: „Die Beichte ist (wie) das regelmäßige Update in meinem Leben. Wenn ich dieses Update verpasse, ist eines Tages meine ganze Software hinüber. Der Laptop meines Lebens ist dem Angriff von Viren und Trojanern schutzlos ausgesetzt.
Über Pfingsten werden wieder Tausende von Jugendlichen zum Fest der Jugend in Salzburg versammelt sein. Ein Highlight dieser Veranstaltung ist der sogenannte „Abend der Barmherzigkeit“; ob ihrs glaubt oder nicht: 100 Beichtpriester reichen da nicht mehr aus, um in ca. 2 ½ Stunden den beicht-willigen Jugendlichen das Geschenk der sakramentalen Vergebung zu spenden. Und das geschieht eben nicht irgendwo in weiter Ferne, in Afrika, Indien oder China, nein ihr bei uns in Österreich, im nahen Salzburg, und zwar jedes Jahr aufs Neue!
Wir von der Pfarre Gisingen werden auch heuer wieder zu diesem Vollbad erlebter Freude am Glauben vom Freitag vor Pfingsten bis zum Pfingstmontag hinfahren. Wenn ihr Jugendliche wisst, die man zur Mitfahrt ermutigen könnte, helft bitte mit und ladet sie dazu ein. Amen.
P. Johann Fenninger
Quelle: Christoph Schönborn