Liebe Gisingerinnen und Gisinger, liebe Pfarrgemeinde!
Immer wieder stellt man mir die Frage: Herr Pfarrer, wie geht es Ihnen? Meistens antworte ich kurz und bündig: Danke, es geht mir gut. Jetzt will ich einmal etwas ausführlicher antworten. Meine Antwort hat zwei Teile: Ich lebe in einem (Urlaubs)Land mit hoher Lebensqualität. Im Lauf meines Lebens habe ich Länder und Regionen kennengelernt, wo dies nicht der Fall ist. Wie viele Güter gibt es in unserem Land, wovon Millionen Menschen in aller Welt nur träumen. Es gibt bestes Trinkwasser, Arbeitsmöglichkeiten, viele Angebote für die Freizeit und für kulturell Interessierte usw. Von alledem profitiere ich. Ich kann dafür nur danken. Wenn ich im Blick auf unsere Pfarre z. B. an all die Ehrenamtlichen denke, die schöne Kirche, das Pfarrhaus, den Pfarr.Punkt, dann kann ich nur danken und sagen: Mir geht es wirklich gut, sehr gut. Das ist der erste Teil der Antwort.
Der zweite Teil meiner Antwort lautet: Je mehr es glaubende Menschen in Gisingen gibt, umso „noch viel besser“ geht es mir. Mein großes Verlangen ist es, dass Menschen ihr Herz für Gott öffnen in der Gemeinschaft der Kirche. Das, was mich im Tiefsten glücklich sein lässt, ist die Erfahrung, dass Menschen glauben. Ich bin froh, dass es in Gisingen glaubende Menschen gibt. Ich gebe aber auch zu, dass es für mich ein Schmerz ist, wenn ich erfahre, dass Gott, Glaube, das Evangelium oder Gebet für manche Menschen kaum ein Thema oder kein Thema ist oder wenn ich Kirchenaustrittsmeldungen bekomme.
Kann man den Glauben eines Menschen messen?
Es gibt kein Messgerät für den Glauben. Wie stark der Glaube eines Menschen ist, weiß nur Gott allein. Es gibt den unsichtbar gelebten Glauben, wenn jemand in einer schwierigen Lebenssituation in der Kraft des Gebetes tapfer durchhält. Es gibt den unsichtbar gelebten Glauben, wenn jemand in den besten und erfolgreichsten Jahren seines Lebens Gott die Treue hält und nicht nur dann bei ihm anklopft, wenn er an Grenzen stößt. Der Glaube ist auf der einen Seite etwas ganz Persönliches, eine innere unsichtbare Freundschaft und Verbundenheit mit Gott, auf der anderen Seite drängt ein echter Glaube auch zum gemeinsamen Vollzug. Der Glaube in Gisingen wird erlebbar durch jene,
• die in unserer Pfarrkirche miteinander beten und singen;
• die in der Bibelrunde das Wort Gottes teilen;
• die sich bei Alpha auf den Weg des Glaubens begeben;
• die in unseren Kinder- und Jugendgruppen miteinander die Freude des Glaubens teilen;
• die bei MännerBeten oder bei „beata and spiela“ mit dabei sind;
• die den Glauben in Nächstenliebe umsetzen:
• die da, wo sie leben und arbeiten, durch Wort und Beispiel Zeugnis von ihrem Glauben geben usw.
Wer glaubt, ist nie allein
Mit diesen Worten beginnt ein Lied, das wir gerne im Gottesdienst singen. Diese beglückende Erfahrung wünsche ich vielen Menschen in unserem schönen Ort. Es ist die Erfahrung, dass die Gemeinschaft mit Gott und die Gemeinschaft mit glaubenden Menschen eine innere Kraft und Freude gibt. Es scheint, dass die materiell „fetten Wohlstandsjahre“ hinter uns liegen. Die Herausforderungen nehmen zu. Wer in guten Zeiten den Glauben lebt, hat mehr Bodenhaftung, lebt stets in der Hoffnung und Zuversicht und hat mehr Durchhaltevermögen bei Schwierigkeiten. Er wird den Versuchungen zur Sünde und zum Bösen besser widerstehen und auch mit unerfüllten Wünschen durchs Leben gehen können. Gott ist der Halt im Leben, und er verdient unsere Treue zu Ihm. Gläubiges Leben ist nachhaltiges Leben.
Mit Gott ins neue Schul- und Arbeitsjahr
Für viele ist der September nach den Tagen der Ferien und der Erholung wie ein neuer Start. Einen solchen neuen Start braucht auch unser Glaubensleben immer wieder. Liebe Eltern, gebt euren Kindern als Reisegepäck ins Leben den Glauben mit, den ihr ihnen vorlebt und den ihr mit ihnen zusammen praktiziert. Dann werden sie vieles bewältigen. In unserer Pfarre gibt es ein tolles Angebot für alle, die den Glauben miteinander leben wollen, im Glauben leben oder ihn neu entdecken wollen. Ich wünsche allen einen guten, frohen und zuversichtlichen Start ins neue Schul- und Arbeitsjahr, in der Familie und in der Pfarre.
P. Peter